Monday, July 10, 2006

Wenn Träume wahr werden…

Um das Lesen einfacher zu gestalten, findet Ihr meinen Bericht in rot, und Michaels in schwarz.... Viel Spass beim Schmökern...

Am Donnerstag packte ich noch die letzten Dinge nach einer Massage bei Cousine Beatrice. Die Gefühle bewegten sich im Karussell zwischen Vorfreude, Zweifel, und Unsicherheit. War ich wirklich gut genug vorbereitet? Freitag morgen Wohlwissend, dass ich am Freitag nervös sein würde, habe ich mir noch ein straffes Programm organisiert, und bin sogar noch zum Frisör gegangen. Am Bieler Bahnhof begann schon der erste Marathon, da ich in 5 Minuten Gleis wechseln musste, mein 2. Gepäckstück aus dem Schliessfach holen musste, um mit Velo und vielen Kilos rechtzeitig in den Zug springen zu können. Micha und seine Freundin Steffi hatten mein Velo aber bereits eingeladen, als ich zurückkam. 12.15 Uhr Gemeinsam führen wir nach La-Chaux-de-Fonds... Herzklopfen beim Check-in, dann bitterer Regen während des ganzen Nachmittags. Die Zweifel häuften sich. Trix (unsere Supporterin), hatte sich verspätet und steckte nun auch noch im Verkehr fest. Wir mussten also alles hin und her schleppen, es war nass und kalt und nicht die ideale Vorbereitung für einen Wettkampf. Nachdem das Zelt aufgebaut war, legte ich erst einmal 45 Minuten hin, weil ich mental und körperlich nicht auf der Höhe war. Danach ging es trotz weiterem schlechten Wetter wieder besser... In der Halle während der Gigathloninformation traf ich so viele Trainingspartner und Freunde, und die Motivation erhöhte sich mit jeder Begegnung. Um 19.32 stiegen über 500 Teilnehmer und Supporter in den Extrazug nach Genf. Die Stimmung untereinander war locker, doch der wiederholte Regen war schwer einzuordnen. 11 Grad sollte es im Vallée du Joux haben, gepaart mit Regen und Nachtfahren eine nicht sehr attraktive Aussicht! Die Toten Hosen begleiteten mich während der letzten 30 Minuten. Seit Monaten habe ich bestimmte Lieder eingesetzt, um mich zu motivieren – dies hat sich voll ausgezahlt, denn die mentale Bereitschaft traf zwischen Nyon und Genf pünktlich ein. 22.50 Ihr könnt Euch vorstellen, wie das Gefühl ist, mit so vielen anderen durch die dunkle Stadt zu laufen, wo überall auf den Strassen gefeiert wird. Der Startbereich war attraktiv gestaltet und ich traf noch ein paar Mitstreiter, die mir die Zeit verkürzten. Trix war mitgekommen, worüber ich unglaublich froh war. Ohne Sie wäre ich besonders beim Zug fahren ziemlich verloren gewesen. 23.50 Wir fahren im Pulk gemeinsam in Richtung Nyon. Nach etwas 1.5km kommt der Startbereich. Die Emotionen kochen über. Rund 600 Fahrer, ausgestattet mit Beleuchtung und grünen Leuchtstreifen am Arm, bewegen sich durch die Nacht Richtung Nyon, wo das Rennen freigegeben wird und wir auf den ersten Anstieg zusteuern. Bis 2.30 geht es mir wunderbar, ich kann gut mithalten und merke, dass ich meine Belastung gut im Griff habe, auch wenn ich natürlich schneller als im Training die Höhenmeter hinter mich bringe. 02.30 Ein Einbruch. Ich muss ständig gähnen, werde überholt und habe das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Ein kleiner Sturz erfordert noch ein paar mechanische Arbeiten, die im Dunkeln eben auch ein paar Sekunden länger dauern. Die Abfahrt von Vallorbe läuft mir super, doch ich scheine alleine zu fahren. Die Gruppe habe ich durch mein Schrauben verloren. Um 04.30 treffe ich einen Bekannten, der die Strecke in 8 Stunden fahren wollte. Ich bin bei Kilometer 83 – ein Fiasko. Genau das Richtige, um mich wachzurütteln. Die nächsten 83 Kilometer komme ich auf ein höheres Leistungsniveau. Bei Kilometer 102 treffe ich eine Gruppe von Single-Athleten und Couple-Teilnehmer, die ein super Tempo für mich fahren und als Gruppe fahren wir den Pass hoch. Nach zwei Dritteln kann ich losbrechen... Die ganze Fahrt fahre ich ohne Windschatten, doch mir wurde gesagt, dass vorne Gruppen bis zu 30 Leute gefahren sind. Ich habe mich an die Regel gehalten, dadurch aber sicher 20-30 Minuten verloren!!! 06.25 Ich komme bei KM 144 auf dem Pass an und hoffe, bis um 07.00 in der Wechselzone zu sein. Das Gigathlonprofil zeigt nach unten, dies sollte aber kein Problem sein. Die Finesse dieses letzten Abschnitts war aber nicht richtig dargestellt. Es kommen noch einmal viele, viele Bodenwellen und ein paar ganz knifflige Anstiege, sehr enge Kurven und nasse, schmale Strassen. Links und rechts von mir landen Gigathleten in der Wiese und es kommt auch zu ein paar Stürzen. Auch ich werde von einem entgegenkommenden Auto in die Wiese gedrängt, kann aber ausbalancieren und direkt weiterfahren. Die letzten 15km gehören mir und ich scheine nur noch andere Couple-Frauen zu überholen! Richtig eingeteilt höre ich immer meine Mallorcatrainingspartner schreien „Da geht noch was!“


Nachdem mich Nadine um 6:00 Uhr angerufen hat um mir zu sagen, dass ich noch ca. eine Stunde Zeit habe, stieg meine Aufregung ins Unermeßliche. Erst als ich nichts mehr im Magen hatte, konnte ich wieder klar denken und realisierte so langsam, dass ich der einzige in der Wechselzone mit einem ungefederten Bike war. War ich einfach nur naiv oder waren die anderen Weicheier?

07.19 Wechselzone erreicht, es hat noch einig andere Biker, die auf ihre Radfahrer warten und ich übergebe unglaublich glücklich an Michael, der die 14. beste Bikezeit erreicht. Er liefert mir den Bericht noch nach, werde ihn einfügen!!! Platz 192 von 234 Teams.

Das Eintreffen von einer glücklichen aber geschafften Nadine unterbrach die Überlegungen und ich konnte die Bikestrecke in Angriff nehmen.

Die ersten Kilometer liefen echt gut und ich konnte richtig Plätze gutmachen. Fast alles Asphalt hoch und wieder runter, bis km 8. Dann kam ein Anstieg und ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie soviel Schlamm gesehen. Man konnte das Rad nur noch schieben und nachdem ich mich 5 min später wieder aufs Bike setzen konnte hatte dieses 2 kg zugenommen. Trotzdem lief es weiter sehr gut, nur ganz selten kam mal ein Team-of-five-Fahrer vorbei und ich konnte weiter nach vorne stürmen. Doch dann die erste Abfahrt, kein Asphalt und ich loose unheimlich. Eine Bodenwelle nach der anderen und es scheint mir den Lenker aus der Hand zu reißen. Bremse die ganze Zeit, da alles wackelt und von hinten kommt ein Fahrer nach dem
anderen. Unglaublich, warum habe ich nicht auf Nadine gehört und mir wenigstens eine Federgabel zugelegt. Nach 10 min ist zum Glück alles vorbei und es geht endlich wieder auf Asphalt. Hallelujah, lobet den Herrn! Bald darauf bin ich am Fuß vom Aufstieg zum Chasseral und kann wieder lachen, da es nun endlich wieder bergauf geht und nur noch 8 km und 520 Höhenmeter bis zum Gipfel vor mir liegen. Kann richtig einsammeln und bin nach 1:55 h zufrieden oben. Jetzt fast nur noch bergab und es scheint dass die Organisatoren aufgrund des nächtlichen Regens die humane Abfahrt gewählt haben. Anfangs geht es ganz gut voran, aufgrund der Bodenwellen reißt es in regelmäßigen Abständen mein Körper auseinander aber die positive Stimmung bleibt. Doch dann wird´s gemein. Mitten im Wald kann ich das Rad nicht mehr kontrollieren und stürze ziemlich heftig. Kann mich ganz gut abfangen und
dank Nadines Radhandschuhe bleiben die Hände unverletzt. Eine Speiche ist gerissen und dass Vorderrad schleift an der Bremse. Stört mich aber nicht, da ich runter sowieso bremse und berghoch so langsam fahre, dass es immer eine halbe Ewigkeit dauert bis das Rad sich einmal gedreht hat und wieder an der Bremse schleift. Leider war es nicht der letzte Sturz, alle guten Dinge sind Drei und ich beschließe mir definitiv ein Federbike zu kaufen. Nach 3:34 h bin ich im Ziel und letztendlich sehr sehr glücklich.

Es ist inzwischen ziemlich warm geworden und ich freu mich auf 7,5 km Abkühlung in der Aare. Stelle mich etwas blöd beim Neoanziehen an. Ist gar nicht so einfach durchgeschwitzt dieses enge Teil anzuziehen. Doch dank der Hilfe von Trix stecke ich 5 min später in meiner Gummihaut. Noch schnell ein Kuß an meine Steffi, die in der prallen Sonne auf Ihre Staffel wartet. Bin überrascht, dass es ziemlich gut läuft und ich das biken gar nicht spüre. Nicht mal die Arme sind schwer. Versuche immer die Mitte der Aare anzupeilen, da ich vermute dass die Strömung dort am größten ist. Dies scheint auch der Fall, da ich einen Schwimmer nach dem anderen kassiere. Kurzum, unterstützt durch eine starke Strömung kann ich nach 1:11 h Schwimmzeit auf eine erfreute Nadine wechseln und trinke erst mal 1 Liter Rivella.

12.12 Ich gehe auf die Inlinestrecke, nachdem ich etwas gegessen habe und massiert wurde. Micha ist so gut gefahren und geschwommen, dass wir nun Platz 101 haben und ich kämpfe um jeden grauen Helm, den ich sehe. Ab und zu kommt jemand aus einem 5er Team vorbeigebraust, doch die direkten Konkurrenten habe ich gut im Griff und nach KM 20 kann ich mit dem Überholen anfangen. Der Wechsel hat mich zu Beginn doch recht beansprucht, und gerade in den kurzen Anstiegen fehlt mir die Kraft. Ich mache 15 Plätze gut – das ist ein anderes Erlebnis als die 200, die ich letztes Jahr auf der Inlinestrecke verloren habe. Gut gelaunt übergebe ich an Micha, obwohl ich mehrere Minuten am Bahnübergang warten musste (3km vor dem Ziel, wo ich gerade zum Endspurt angesetzt habe!!!).

14.12 Micha macht sich auf die sehr anspruchsvolle Laufstrecke und macht unglaubliche 37 Plätze gut, obwohl er sich mit zu viel Rivella und dem Aarewasser den Magen verdorben hat!


Konnte leider während meiner Pause kaum was essen und die Rivella habe ich wohl auch nicht so gut vertragen. Jedenfalls bin ich ziemlich leer, kann aber nichts essen, da mein Magen schmerzt. Bin froh, dass ich Trix treffe, der ich mein Leid klagen kann. Egal, ist ja nur noch ein Marathon. In der Zwischenzeit ist es ziemlich warm geworden und als Nadine nach wirklich guter Zeit auf mich wechselt bin ich ganz guter Dinge. Ich laufe kontrolliert los und obwohl sich das Tempo nicht schnell anfühlt, überhole ich ein Couple nach dem anderen. Dann die Verpflegungsstelle; keine Cola. Sch... , dass kann hart werden. Ist das doch mein üblicheHauptenergiequelle. Km 10 in 48 min, alles scheint im Plan. Kurz darauf merke ich auf einmal meine Beine, kann eigentlich nicht sein, so früh kann ich doch nicht platt werden, oder doch, stimmt habe ja nichts gegessen, noch 30 km, das wird sehr hart. Meine Wahrnehmung wird immer eingegrenzter, die Strecke ist echt heftig, kann teilweise nicht mehr die Single-Athleten anfeuern. Selbst die alten Frauen vor mir kommen mir nur langsam entgegen, 1 Minute für 10 m!! War das nicht die alte Frau, die sich im Wechselraum 10x400m bei 26°C warmgelaufen hat?

km 17, Verpflegungsstelle, muß michsetzen, brauche Energie, probiere mal die Riegel, da wieder die alte Frau, läuft einfach weiter, unerhört! Muß erst mal gehen, habe keine Ahnung wie ich das Ziel erreichen soll, noch 25 km und die Sonne brennt. Versuche wieder zu laufen, ist aber kaum ein Geschwindigkeitsunterschied im Verhältnis zum Gehen. Ich bin so was von breit. Nachdem ich die 10 km von 15bis 25 in 67 Minuten zurückgelegt habe probiere ich dieses Liquid-Gel mit Citrusgeschmak. Boah, ist mir schlecht. Aber so langsam kann ich wieder denken und scheinbar auch wieder laufen. Kann allmählich wieder etwas zügiger laufen und die 5 km Abschnitte in 25 min bewältigen. Quetsche mir ein Gel nach dem anderen rein und überhole bei km 32 die alte Frau. Super! Minimalziel erreicht. Kann dann auch die letzten 10 km dass Tempo halten und freue mich wenigsten unter 4 Stunden bleiben zu können. Kurz vor dem Ziel wartet Nadine auf mich und wir laufen zusammen und glücklich ins Ziel. Danach endlich Cola. Glücklich! Danke Nadine! Wir laufen gemeinsam einen knappen Kilometer ins Ziel und geniessen das Bad in der Menge, die wirklich tobt. Mein Traum ist wahr geworden und hat sämtliche Erwartungen erfüllt. Nie hätte ich gedacht, dass wir eine derartige Platzierung erreichen. Nun bleibt die Frage, ob ich den nächsten 7-tägigen Gigathlon wieder als Couple bestreite, oder ob wir in einem 5er Team eine super Platzierung anstreben. So oder so stimmt das Motto „24 heures – l’aventure continue!“ und ich bin hochmotiviert, als Einzelstarterin am Megathlon im August einen ebenso grossen Erfolg zu verbuchen.Danke, Michael und Trix! Die Bilder werden hoffentlich noch lange in unseren Köpfen bleiben. Ein krönender Abschluss nach 11 Monaten hartem Training!

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